Frau mit Brille in schwarzem Blaser vor grauem, unscharfem Hintergrund.

01 Oktober 2020

„Der Deutsche KI-Preis ist ein Signal, die Anwendung von KI in der Wirtschaft zu würdigen und vor allem zu fördern.“

Die WELT verleiht 2020 zum zweiten Mal den „Deutschen KI-Preis“ für herausragende Verdienste um die Erforschung und Entwicklung sowie die Anwendung und Kommerzialisierung Künstlicher Intelligenz. Die Berliner Wirtschaftsförderung Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie unterstützt dabei den KI-Sonderpreis, welcher erstmals junge Start-ups aus der Hauptstadtregion für ihre innovativen KI-Projekte auszeichnen soll. #ki_berlin hat vorab im Spotlight-Interview mit Amira Gutmann-Trieb, Clustermanagerin für IKT, Medien- und Kreativwirtschaft bei Berlin Partner, über die Bedeutung der Auszeichnung für die deutsche Technologiebranche, die Entwicklung der europäischen KI-Landschaft und thematische Schwerpunkte von Berlins KI-Szene gesprochen.

Mit dem Deutschen KI-Preis zeichnet die Innovatoren der deutschen Branche mit WELT Europas höchst-dotierteste KI-Auszeichnung aus. Gibt der Preis auch die jetzige Aufbruchsstimmung in der Wirtschaft wider, Zukunftstechnologien wie KI verstärkt einzusetzen?

Absolut. Gerade die Erfahrungen aus der Corona-Pandemie zeigen das Potential von Zukunftstechnologien auf und haben sie uns allen näher gebracht – direkt in unseren Alltag. Ihre Anwendung baut unsere Fähigkeit aus, resilient zu sein. Der Deutsche KI-Preis ist ein Signal, das Unternehmerische Handeln, die Anwendung von KI in der Wirtschaft zu würdigen, auszuzeichnen und vor allem zu fördern. 

Berlin Partner unterstützt beim Deutschen KI-Preis einen Sonderpreis, für den sich junge Start-ups aus der Hauptstadtregion bewerben konnten. Wie war die Resonanz auf den Award und aus welchen Anwendungsfeldern kamen die Bewerbungen?

Die Resonanz war stark und sehr positiv. Wir haben viele ausgezeichnete Bewerbungen erhalten, sodass es für die Jury eine wahre Herausforderung war die Finalisten zu küren. KI ist relevant für jeden Wirtschaftszweig und dies spiegelte sich in den Bewerbungen wieder – von medizinischen Anwendungen bis zu Anwendung bei Konsumgütern war Sämtliches vertreten.

Als Clustermanagerin kennen Sie die hiesige Szene wie Ihre Westentasche. Wie sehen Sie das KI-Ökosystem Berlins allgemein – von der Forschung bis zu Start-ups und etablierten Unternehmen – und welche Trends und Entwicklungen sehen Sie für die Zukunft?

Meine Überzeugung ist, sich gerade bei Innovationen, zukunftsträchtigen Technologien und lebendigen Gebilden wie Ökosystemen bloß nicht auf den Lorbeeren auszuruhen. Die Devise ist eher sich nach vorne zu lehnen, am Ball zu bleiben und weiterhin neugierig zu sein.

Dies gilt auch für das Berliner Ökosystem: Es ist stark und gleichzeitig divers. In der Forschung werden Kräfte gebündelt und Themen gut verzahnt, wie etwa die Entstehung des BIFOLD-Zentrums zeigt. Die Start-up-Szene ist lebendig und vielseitig – darauf können wir ganz besonders stolz sein, dies soll weiter unterstützt und gestärkt werden. Wichtige Trends und Entwicklungen sind die Anwendung von KI noch weiter in die Wirtschaft zu tragen, sich dabei auch auf die Umsetzung bei KMUs zu konzentrieren sowie etablierte Unternehmen darin zu bestärken, KI als festen Bestandteil in Ihre Prozesse zu integrieren. Weiterhin gilt die Prämisse: zukunftsträchtige Technologien erfordern Finanzierung und Anwendung in der Wirtschaft, um Unternehmen und Menschen an die KI heranzuführen.

Schwerpunkte der KI-Entwicklung in Berlin liegen vor allem auf den Bereichen des Prozessmanagements/Business Intelligence, Health Intelligence sowie Mobility und City Intelligence. Wie sieht es in anderen Bereichen, wie etwa bei Kunst und Kultur, Entertainment-Branche oder dem Handel aus?

Die Dezember-Edition des AI Monday, einem Event das die Berliner KI-Szene regelmäßig zusammenbringt, hatte KI und Kunst zum Thema. Die Szene hier in Berlin ist lebendig mit Vorreitern wie Birds on Mars. Ich hatte die Chance vor kurzem Roman Lipski persönlich kennenzulernen. Roman, als gebürtiger Pole hat Berlin auserwählt, um hier zu leben und zu arbeiten. Dank eines Algorithmus, den er seine „AI Muse“ nennt, verwendet er Künstliche Intelligenz als Inspirationsquelle. Er ist einer der Vorreiter und zeigt auf, dass KI auch in Kunst und Kultur angewendet wird. Beim Handel und ganz besonders im E-Commerce-Bereich verwenden etwa Zalando und Amazon KI zur Auswertung Ihrer Produkte.

Deutschland und Europa werden immer wieder davor gewarnt, im Bereich Künstlicher Intelligenz nicht den Anschluss an die Spitzenreiter USA und China zu verlieren, andere betonen das Bündeln von Ressourcen, Expertisen und Wertvorstellungen innerhalb Europas. Was sind für Sie die Vorzüge des europaweiten KI-Ansatzes und wie passt der Berliner Standort da hinein?

Ich finde Europa versteht den Ansatz grenzübergreifender Kooperation. Berlin ist stark in Europas Städtepartnerschaft miteinbezogen, eine gute Vernetzung ist einfach ausschlaggebend für unsere Stadt.

Europa ist stark in der Forschung, Berlin bündelt das Potential unserer exzellenten Forschungslandschaft und zeigt dies durch Förderung des BIFOLD-Zentrums und die Verzahnung der Themen. Es werden weitere acht Professuren ausgeschrieben und dies zieht natürlich Talent aus aller Welt an. Die Visa-Freiheit gewährleistet, dass dieses Talent auch nach Berlin kommt und so wird wieder das Ökosystem unterstützt, das hier eine lebendige Start-up-Szene vorweist. Der Deutsche KI-Preis, der dieses Jahr zum zweiten Mal verliehen wird, zeigt auf, dass Exzellenz ausgezeichnet wird und das weitere finanzielle Unterstützung hier in Berlin wichtig ist.

Vielen Dank für das Gespräch.